Historisches Debakel für Real

Peinlich, lächerlich, unglaublich, surreal… Mit diesen und ähnlichen Adjektiven lässt sich die Leistung von Real Madrid heute Abend im Sechzehntelfinal-Hinspiel des nationalen Pokals gegen AD Alcorcón ziemlich gut auf den Punkt bringen (vorausgesetzt, man war während des Spiels nicht sowieso schon der Sprachlosigkeit verfallen).

Und ja, es fällt in der Tat nicht sehr einfach zu beschreiben, was man denkt, wenn ein Klub wie Real Madrid, welcher im letzten Sommer mehr als 250 Millionen EUR in neue Spieler investiert hat, von einem Drittligaklub wie AD Alcorcón (Budget ca. 1,3 Mio EUR) derart gedemütigt wird, dass die ganze Fußballwelt sich darüber lustig macht. Wenn Nationalspieler wie Benzema, Arbeloa, Albiol oder Van der Vaart von Drittliga-Spielern wie Borja oder Ernesto regelrecht vorgeführt werden. Es fällt nicht einfach, weil es einfach zu selten vorkommt. Das Endergebnis von4-0 erscheint dabei eher sekundär, hätte das Spiel doch locker auch 6-1 oder 8-2 ausgehen können. Chancen hatte Alcorcón jedenfalls zu genüge!

Ohne Ronaldo geht es anscheinend nicht

Vielmehr erschreckt die Art und Weise, wie Madrid die Partie heute verloren hat. Sie bestätigt, was man im Laufe der letzten Wochen bereits beobachten konnte. Nämlich, dass das millionenschwere neue Real-Projekt von Pellegrini alles andere als rund läuft. Eigentlich läuft es überhaupt nicht. Wie ist es sonst zu erklären,  dass von den letzten fünf Spielen Real Madrid drei verloren, eins Unentschieden gespielt und nur eins gewonnen hat. Sicher, zwar ohne den verletzten Ronaldo, aber Real darf nie und nimmer von einem einzelnen Spieler abhängig sein. Schon gar nicht, nachdem im Sommer sieben weitere Topstars für über 150 Millionen verpflichtet worden sind. Und erst recht nicht, wenn der Gegner Alcorcón heißt und derzeit auf Platz 7 steht… in der dritten Liga!!

Alcorcóns Tor war nur eine Frage der Zeit

Doch nun zum Spiel. Die Jungs von Alcorcón schien der Name Real Madrid nicht sonderlich zu beeindrucken. Frech und ohne jeglichen Respekt legten sie gleich zu Beginn ein unglaubliches Tempo vor, auf das sich Real überhaupt nicht einstellen konnte. Bereits in den ersten drei Minuten bewahrte Real-Keeper Dudek (ersetzte heute Casillas) sein Team mit zwei guten Paraden vor einem frühen Rückstand. In den ersten zehn Minuten hatte Alcorcón bereits fünf Mal aufs Tor geschossen. Irgendwie schien es nur eine Frage der Zeit, bis das erste Tor für die Gastgeber fallen würde. Es kam schließlich in der 16. Minute durch eine tolle Einzelaktion von Borja (siehe Video). Nur sechs Minuten später stolperte Arbeloa den Ball ins eigene Netz zum 2-0. Symptomatisch für das Spiel der Gäste, welches überhaupt kein ausgereiftes System erkennen ließ. Das 3-0 (Ernesto) fiel dann fünf Minuten vor der Halbzeit. Innerhalb von 30 Minuten hatte Alcorcón also drei Tore gegen Real Madrid erzielt.

Borja hat bereits sechs Mal gegen Real Madrid getroffen

Egal was nun in den zweiten 45 Minuten passieren sollte, also selbst, wenn Real das Spiel noch umgedreht, oder das Ergebnis noch etwas beschönigt hätte, wäre das Spiel so oder so als Debakel abgestempelt worden. Dummerweise kam es für Real aber gar schlimmer. In der 52. Minute erhöhte Borja nämlich zum 4-0 (insgesamt das sechste Tor, das Borja gegen Real Madrid in der Copa del Rey erzielt. Die anderen vier erzielte er mit Leganés bzw. Alicante).

Das schlimme an der ganzen Sache ist, dass man nie das Gefühl hatte, Real könnte das Spiel noch umdrehen. Sicher, gegen Ende ließen die Kräfte bei Alcorcón verständlicherweise nach und Real machte zwar noch Druck nach vorne, jedoch verhinderten viele ungenaue Pässe, zahlreiche ungenutzte Chancen, fehlende Konzentration und eine insgesamt – sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene – erbärmliche Leistung selbst ein mickriges Ehrentor.

Schenkt man der Statistik Glauben, so kann man wirklich nur hoffen, dass Ronaldo (derzeit noch verletzt) beim Rückspiel in 14 Tagen wieder einsatzbereit ist! Aber auch so wird ein Wunder vonnöten sein, damit der Traum der ersten Copa del Rey nach 17 Jahren für Real Madrid nicht bereits nach der ersten Runde zerplatzt.