Roberto Carlos und seine Sehnsucht nach Madrid

Das Interview führte C. Colino für das Sportmagazin AS. Das Original auf spanisch findet Ihr hier.

Schön Sie in Madrid zu sehen!
Ich habe hier nur ein paar Tage verbracht. Ich bin hergekommen, um ein paar persönliche Dinge zu klären und damit meine Frau, Mariana, Madrid kennenlernt. Den Ort, in dem ich sehr glücklich gewesen bin.

Ja stimmt, Sie haben ja im letzten Juni geheiratet.
Ja, und ich bin sehr glücklich. Wir erwarten gerade ein Kind. Es wird das achte für mich sein. Noch ist es zu früh, um zu wissen, ob es Junge oder Mädchen wird, aber wenn es ein Mädchen wird, werden wir ihr den Namen Manuela geben. Wir haben den Besuch hier in Madrid bereits genutzt, um Babykleidung zu kaufen.

Ich nehme mal an, Sie haben sie mit ins Bernabéu genommen.
Ich habe ihr alle Plätze gezeigt, in denen ich mich selber oft aufhielt. Selbstverständlich haben wir den Pokalraum besucht und sie konnte meine Geschichte hier kennengelernt.

Was macht das Leben?
Ich bin immer noch bei Fenerbahçe. Es ist meine dritte Saison dort, aber ich habe bereits entschieden, im Dezember zu gehen.

Was Sie nicht sagen!
Ja, ich bin 36 Jahre alt und mir bleiben noch zwei Jahre als aktiver Spieler, daher würde ich gerne nach Brasilien zurückkehren und dort in einem Verein spielen. Ich vermisse mein Haus, meine Familie, mein Land…

Aber, haben Sie Angebote?
Einige Klubs haben Interesse bekundet. Aber es gebe auch noch eine andere Möglichkeit…

Welche?
Ich wäre bereit, sechs Monate bei Real Madrid zu spielen, ohne Gehalt. Von Januar bis Juni, vielleicht könnte ich dann anschließend noch ein weiteres Jährchen dranhängen.

Ist das Ihr Ernst?
Klar. Es würde mir gefallen. Bei Real Madrid habe ich wundervolle Jahre verbracht, ich habe alles gewonnen und sehe es als mein Zuhause an.

Florentino Pérez hat bereits gesagt, dass er sie zurückholen möchte, um Teil von Real Madrid zu werden.
Es ist sehr wichtig für mich, zu Real Madrid zurückzukehren, natürlich würde ich das gerne als Spieler, aber wenn es nicht möglich ist, würde ich gerne dort mit den Jugendmannschaften arbeiten und ihnen alles beibringen, was ich weiß.

Das heißt, sie würden ihm zusagen.
Es gefällt mir und ich bin bereit wiederzukommen.

Und das, obwohl in der Zeit, die sie mit ihm verbracht haben, die Beziehung nicht die beste war?
Sie war nicht schlecht. Ich bin immer gut mit ihm ausgekommen. Es stimmt, dass er mit mir nicht so ein enges Verhältnis hatte, wie mit anderen Spielern, weil ich unter Lorenzo Sanz zum Klub gekommen bin. Aber ich muss sagen, dass er sich anständig mir gegenüber verhalten hat. Es stimmt, dass die Galaktischen weitaus mehr verdient haben als ich, aber ich habe mich nie beklagt und ein Wort lauter als das andere gesagt. Ich habe einfach gespielt und das war's. Ich habe immer gut über Florentino gesprochen. Es sind Jahre vergangen und er ist immer noch der gleiche geblieben, er ändert sich nicht.

Und wie beurteilen Sie das aktuelle Team von Real?
Ich sehe ein grandioses Team, trotz der Niederlage gegen Sevilla am Sonntag. Man muss zugeben, dass Sevilla vier Spieler mit einem unglaublich hohen Level hat und im Pizjuán ist es noch nie einfach gewesen, zu gewinnen. Sevilla, Barcelona und Bilbao sind die – aus meiner Sicht – kompliziertesten Stadien, in denen ich im Rahmen der spanischen Liga gespielt hab.

Für Sie mag das Team grandios sein, aber es hagelt Kritiken über die Spielweise.
Gut, das ist normal. Was sie jetzt machen müssen, ist von vorne anzufangen. Real Madrid hat eine ausreichend gute Mannschaft, um die Champions League im Bernabéu zu gewinnen, das hat in diesem Jahr die größte Priorität. Man muss ruhig bleiben, wieder anfangen zu spielen und Tore machen.

Pellegrini steht im Mittelpunkt
Die Kritik ist bei Real normal, sowohl für die Trainer als auch für die Spieler. Es ändert sich nichts in den Jahren. Alles bleibt gleich. Pellegrini hat in Spanien bewiesen, dass er etwas von Fußball versteht und man muss ihn daher respektieren.

Haben Sie gesehen, wie schlecht die Manndeckung von Marcelo gegen Navas war?
Es gibt Spieler, die sehr schwierig in Manndeckung zu nehmen sind und Navas gehört zu ihnen. Dieser Junge macht große Fortschritte. Er ist ein super Spieler, aber Marcelo muss sich nun wieder aufraffen und weiterarbeiten, so wie er es gewohnt ist.

Was halten Sie von Kaká?
Für mich ist er konstant gut. Kaká und ich spielten zusammen in der Nationalmannschaft, gegen Cristiano habe ich nie gespielt. Für mich ist Kaká zweifelsfrei die Nummer eins auf de Welt.

Haben Sie die unmögliche Parade von Iker im Pizjuán gesehen?
Die ganze Welt hat sie gesehen. Iker befindet sich in blendender Form. Ich freue mich riesig für ihn, weil er mein Freund ist. Ich hoffe, dass die Dinge weiterhin so gut für ihn laufen.

Wie haben Sie am Freitag das Finale zwischen Río und Madrid um die Austragung der Olympischen Spiele 2016 erlebt?
Erwartungsvoll. Ich bin ein großer Freund von Lula, auch wenn ich noch nicht die Möglichkeit hatte, ihm zu gratulieren. Es war unglaublich und ich freue mich so für ihn… Um selber teilzunehmen wird es sicher zu spät sein, aber ich werde mithelfen, da wo sie es von mir erwarten, sowohl bei der Weltmeisterschaft 2014 wie auch bei den Spielen 2016. Die beiden Events werden sehr gut für das Land sein.

Sie kommen also im Januar wieder?
Ich hoffe…